Der Kern
Der Kern unserer Existenz mag kaum darin liegen, anderen schön aufzutreten und ihnen das Recht an einem selbst abzusprechen, als sei man eine Strohpuppe, die jederzeit angezündet werden könnte von den Funken eines Wesens, das einem so strahlend und hell erscheint. Das da sitzen könnte und mit seinem Feuerzeug vor den eigenen leblosen Fasern rumspielt, zu denen man sich verkommen ließ, weil man sich selbst verlor, dort irgendwo zwischen Himmel und Hölle seiner Sehnsucht.
Der Kern eines jeden kann nur sein, grenzenlos selbst zu sein, zu leben, zu lieben und zu geben.
Aber wenn Du doch liebst, ein Geschöpf, das schöner ist als jedes andere. Das Du empor hälst, weil niemand es berühren soll, das Du stark beschützen willst, weil es niemand brechen darf?
Dann sag mir doch, wie Du es selbst berühren willst, wenn Du es hoch hältst? Wenn Du all Deine Kraft dafür gibst, im Glauben etwas zu schützen, was womöglich gar nicht beschützt werden will, oder kann?
Nein, ein jeder muss sich selbst halten, um stark für die Liebe zu sein und dem anderen auf gleicher Höhe entgegenzutreten. Das kann nicht funktionieren, wenn Du Dein Wesen in die Wolken hebst, weil es niemand berühren soll. Du würdest es doch selbst nur von unten sehen im schillernden Glanz des Sonnenlichts über Dir. Und wenn Du dann doch stolperst – und das wirst Du, weil Du nun einmal Mensch bist -, und plötzlich dies bezaubernde Wesen vor Dir liegt, und ihr euch aus dieser neuen Perspektive kaum noch zu erkennen vermögt und euch fortan fremd erscheint?
Fremd? Wie sprichst Du über die Liebe?
Du hast recht, die Liebe kennt keine Fremde. Aber was Du da veranstaltest ist kaum mehr als falsch verstandene Romantik. Das, was Du da veranstaltest, unterliegt jener logischen Halbwertszeit, wie man sie sonst nur von Radionukliden kennt. Nun, Du verstehst mehr von der Physik als ich.
Du bist hart.
Und Du, mein Herz, hast das Recht erkannt zu werden als die, die Du bist. Das widerum nur gelingen kann, wenn Du selbst bereit bist zu erkennen.
vom 9. September 2013
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einszueins II
»Du bist eben, siehst Du, ein ganzer, zielbewusster Mensch«, erwiderte Stepan Arkadjewitsch. »Das ist dein Vorzug und dein Mangel. Du bist selbst ein ganzer Charakter und verlangst, daß das ganze Leben aus lauter ganzen, klaren Erscheinungen bestehen soll, das ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall. Du verachtest die öffentliche dienstliche Tätigkeit, weil du verlangst, daß jede Handlung stets dem gesteckten Ziel entsprechen soll, das ist jedoch unmöglich. Du verlangst auch, daß die Tätigkeit des einzelnen Menschen stets ein Ziel haben soll, daß Liebe und Familienleben immer eins sein sollen – das gibt es einfach nicht. Alle Mannigfaltigkeit, aller Reiz, alle Schönheit des Lebens setzt sich aus Schatten und Licht zusammen.«
in: Tolstoj, Anna Karenina
vom 8. September 2013
geteilt: im wort |
*
du bist so
unglaublich nah
dein gesicht
nur einen herzschlag weit
dein mund
nur ein wort
das ich sanft küsste
nur eine silbe
die mich entführt
auf einem leeren blatt papier.
vom 7. September 2013
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was willst du mir eigentlich erzählen?
dein herz ein labyrinth, ein bollwerk aus falltüren und sprengfallen, aus engen und tiefen, aus mauern, dornen und dahinter?: soviel samtene sinfonie, dass du augenblicklich zu versinken glaubst.
was möchtest du mir über die liebe erzählen, wenn es doch keine worte gibt sie zu beschreiben, sie zu erklären? wenn wir sie nur leben können für diesen moment, und begreifen und fühlen, dass wir glücklich sind.
was möchtest du mir über die liebe erzählen, wenn du mir die zeit als heilsbringer vorschlägst und die tausend anderen, die da warten und noch immer lieber an ihr kleines glück glauben möchten statt es einfach zu leben?
was möchtest du mir über die liebe erzählen, wenn deine hoffnung sich einzig auf die ungelösten fragen deines scheiterns stützt und nicht auf die träume, die einst aus dir schienen wie das meer an lichtern über uns in diesen zarten sommernächten?
was möchtest du mir über die liebe erzählen, wenn du all deine kraft dazu aufbringst deine sternenkrieger fachgerecht zu positionieren, auf dass sie sich auf mich stürzen, wenn ich mich nur einen schritt zu nahe wage?
sag, was willst du mir eigentlich erzählen?
vom 17. August 2013
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zeichen malte ich
zeichen malte ich
dir auf die haut
in farben nur
das trocknen versäumt.
worte hauchte ich
dir auf dein herz
in tönen nur
vom sprechen geträumt.
worte und zeichen im wind
verweht geküsst
bist du
nur
wo bin ich.
vom 15. August 2013
geteilt: im herz |
like early birds
like early birds
we picked our hearts
and pressed our bodies
in soulinfected kisses
until it hurts.
like early birds
deeply fallen
in clouds of love.
but why
darling?
vom 7. August 2013
for so long i've let deep forests guard it
for so long i’ve let deep forests guard it
and now it’s begging me to stay
and i’m trying my best to be tough
to pretend i am strong and can siphon it off
but i’m not who i wanted to be
in my heart i belong in a house by the sea
» Moddi – House by the Sea
vom 14. Juni 2013