[divalent gestrebt, unendlich)

Und wo es sonst so hinführt.

»Ach, was ich weiß, kann jeder wissen - mein Herz habe ich allein.« - Die Leiden des jungen Werther - Am 9. Mai 1772

Impression. Impression. Impression.

Ganz in weiß werde ich sein

Einmal, da werde ich dich heiraten.

Einmal, da werde ich dich heiraten, geliebte Seele. Ich werde nach deinen Händen suchen, und wenn ich sie gefunden habe, dann werde ich sie küssen. Ich werde dir mein Ja auf jeden Zentimeter deiner Haut hauchen, auf jeden Zentimeter von dir, behutsam, dass ich ja keinen verliere dabei, bis zur Ohnmacht und darüber hinaus. Ich werde dich heiraten, weil keine Fragen mehr offen sind und keine Lücken für Zweifel verbleiben. Weil es sich richtig anfühlt und weil ich dich nicht idealisieren muss um zu wissen, dass du ideal für mich bist. Ich werde dich heiraten, weil ich gar nichts anderes will.

Ganz in weiß werde ich dann sein, wenn ich vor dir stehe und dir vor aller Welt meine Liebe antrage. In einem Kleid, das dir doch hoffentlich die Sprache verschlägt, damit ich dir sagen kann, was jeder hören darf. Vermutlich werden sie sich wundern, nur du, nur du geliebtes Antlitz, du wirst kein Wunder brauchen, weil du weißt, dass es keines ist, weil du es bist und ich. Und meine Frau, meine Zukünftige, ich werde zittern müssen wenn ich dir meinen Ring umstreife; nicht aus Angst, nie aus Angst vor dir oder vor uns. Liebste, wo denkst du nur hin?
Ich werde zittern, damit ich nicht weinen muss*.



*Angabe ohne Gewähr, du weißt ja warum

vom 25. Januar 2015

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dort

dort
wo kein wind weht
kein staub mehr verwirrt
keine flamme vergeht
und kein blick sich veirrt

dort
unter weicher brust
ganz tief hinein
wo es egal
ob groß oder
ob klein – dort!
trage ich ein bild

— deine stürme?
lass sie nur toben
— deine stimme?
lass sie doch beben:
manche dinge verwüsten sich nicht

du —
es ruht in mir
und ruhet es auch für immer:
es bleibt
und willst du es nicht glauben
so nimm meine hand
dann zeig ich es dir
ganz leicht

vom 24. Januar 2015

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Jeden Tag eintausend Gesichter

Jeden Tag eintausend Gesichter,
mit großen Nasen und auch kleinen,
mit Mündern, die im Dunkeln munkeln
und Augen, die im Hellen funkeln.

Jeden Tag eintausend Stirne,
mit Falten oder auch ganz glatt,
darüber dann der Haaransatz,
und drunter nimmt das Hirn den Platz.

Jeden Tag eintausend Seelen,
mit Spuren, Schwüren, Abgesängen,
mal verloren, mal gewonnen,
und irgendwie nie angekommen.

Jeden Tag eintausend Gesichter,
und wären es auch noch soviele
wäre da doch dennoch keins,
keines, das so ist wie deins.

vom 19. Januar 2015

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It's always darkest before the dawn*

'It's always darkest before the dawn



*Florence + The Machine

vom 13. Januar 2015

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When everything's made to be broken

And you can’t fight the tears that ain’t coming
Or the moment of truth in your lies
When everything feels like the movies
Yeah you bleed just to know you’re alive

And I don’t want the world to see me
‘Cause I don’t think that they’d understand
When everything’s made to be broken
I just want you to know who I am

» Goo Goo Dolls – Iris


'Cause I don't think that they'd understand

Leitfaden Sehnsucht

Irgendwann im Leben erwacht in uns eine Vorstellung von dem, was wir gerne sein würden, was wir gerne hätten, was wir unser Zuhause nennen wollen und was unseren Sinn begründet.

Obwohl wir es uns gerne einreden, hat Sehnsucht mit Gefühl nicht viel gemein, eine Grundlage darf sie nicht sein (ist es viel zu oft aber doch!), und selten ist sie seine Folge. Die Sehnsucht ist ein Leitfaden, ein inneres Bild, von dem, was wir im Resultat gerne hätten, die Besänftigung unserer Ich-Welt, unserer Vorstellungen. Nur folgt man ihr bedingungslos, der Sehnsucht, spielt das Mittel am Ende keine Rolle. Nehmen wir eine Familie.
Du willst ein Mutter-Vater-Kind – Ding, oder ein Mutter-Mutter-Vater-Vater-Kind – Ding, oder ein Vater-Vater-Mutter.. ach, das Konzept ist Nebensache, sagen wir, du willst einfach eine Familie, mit einem kleinen-größten Glück, oder zwei, oder drei. Sagen wir, du willst das einfach, weil irgendwann im Leben auch dir als letzten Honk klar wird, was wirklich zählt. Zumindest glaubst du das, weil du es woanders nicht gefunden hast. Und du glaubst das so stark und immer stärker, während die Tage vergehen, die Wochen, die Jahre. Es wird zu deiner persönlichen Religion. Und wie wir wissen, verartet sich Religion hin und wieder in Fanatismus und Fanatismus interessiert sich nicht für den Weg.
Was bedeutet das für eine Familie? Deine Kritierien werden vage, mit jedem Monat, mit jedem Jahr ein wenig mehr. Die Sehnsucht nach dem Resultat wiegt mehr und mehr als der Weg dorthin und du endest in einer Beziehung, die alle Kräfte fordert an ihr festzuhalten, statt dass sie dir Kraft gibt. Die Partnerschaft wird zum Erfüllungsgehilfen, und, oh dear, du merkst es selbst, nicht? Deine kleinen-größten Glücke werden nicht Produkt einer Liebe, sondern Produkt deiner fanatischen Sehnsucht nach Halt, Gebrauchtwerden und Sinn. Die Identität des Glückes schwimmt in deiner eigenen, unfertig und unfähig, sich selbst zu erkennen.

Doch wann geschieht es, dass wir uns selbst als so wichtig nehmen, dass wir einwilligen über Leben zu gehen, nur um unsere kleine Ego-Welt zu bespielen?
Und: geht es bitte auch anders?

vom 4. Januar 2015

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Viele Herbste

Wenn viele Herbste sich verdichten
in deinem Blut, in deinem Sinn
und sie des Sommers Glücke richten,
fegt doch die fetten Rosen hin,

den ganzen Pomp, den ganzen Lüster,
Terrassennacht, den Glamour-Ball
aus Crêpe de Chine, bald wird es düster,
dann klappert euch das Leichtmetall,

das Laub, die Lasten, Abgesänge,
Balkons, geranienzerfetzt –
was bist du dann, du Weichgestänge,
was hast du seelisch eingesetzt?

G. Benn, Viele Herbste

vom 2. Januar 2015

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