[divalent gestrebt, unendlich)

Und wo es sonst so hinführt.

»Ach, was ich weiß, kann jeder wissen - mein Herz habe ich allein.« - Die Leiden des jungen Werther - Am 9. Mai 1772

Impression. Impression. Impression.

Du bist der Schreiber und die Schrift bist du

Du bist der Schreiber und die Schrift bist du,
Tint’ und Papier und Schreibestift bist du.

Du bist die Sternenschrift am Himmel dort,
Im Herzen hier die Liebesschrift bist du.

Das Blatt, das treibt, das ausgetriebne Lamm,
Der Trieb, der Treiber und die Trift bist du.

Du bist die Ruh’, die Unruh bist du auch,
Das Gift und auch das Gegengift bist du.

Du Ebb’ und Flut, Windstill’ und Sturm und Meer;
Schiffbruch und Schiff, und der drin schifft, bist du.

Was kann ich treffen? Was kann treffen mich?
Was trifft der Sinn, und was ihn trifft, bist du.

Dschalal ad-Din ar-Rumi

vom 21. November 2014

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An mich

Hörst du ? Nicht alles wird
gesprochen
weil nicht alles vom Wort erhört.
Liest du ? Nicht alles ist
geschrieben
weil nicht alles dem Stift gehört.

So kannst du sagen,
kannst du stiften,
kannst in allem Wort dich schöpfen
dich der Wunden still ergötzen.
Die Prosa, ja, die kannst du mühen,
und sinnestrunken Lyrik fühlen,
Kannst im Drama dich entzücken,
und in neuem Licht erblühen.

Doch:
Manches, das geschieht dazwischen,
in allessagendem Moment,
in dem sanften Augenblicke,
den allein die Liebe kennt.

vom 16. November 2014

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Suche nicht zu finden

Suche nicht zu finden
da du nicht vermagst
mit den Augen
zu sehen
was ein Herz
sich versagt.

Wortgeflechte / ewiglich

vom 13. November 2014

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Sie liebten sich beide

Sie liebten sich beide, doch keiner
Wollt’ es dem andern gestehn;
Sie sahen sich an so feindlich,
Und wollten vor Liebe vergehn.

Sie trennten sich endlich und sahn sich
Nur noch zuweilen im Traum;
Sie waren längst gestorben,
Und wußten es selber kaum.

Heinrich Heine

vom 13. November 2014

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Ein Herzdiktat, I

Deine Hügel formen die sanften Erhebungen der Landschaft, die ich so begehre. In dir sollte ich auf Wanderschaft gehen, und jeden Zentimeter deiner Haut wollte ich ergründen, jeder Millimeter sollte der meine sein.

Und dann dies:
Den Lippen ein Versprechen, der Haut einen Schwur aufgetragen, eingebrannt wie eine Tätowierung aus der Spitze verliebter Vollstreckung. Im Haar singt mein Spiel noch immer und sucht sich seinen Weg in den Olymp eines Kraters an Gefühl, den du so gerne bedeckst.
Tiefer:
Der Sehnsucht ein Anker, und ein Meer sein, in dem du nicht ertrinkst. Ein Meer, in das du dich fallen lassen kannst und nicht untergehst, wie der Himmel, der da immer bleibt und der dann, ganz tief in den Horizont hinein zu einem Eins geküsst seine Vollendung findet. Ein Eins, das niemand trennen kann.

Ach, ich bin zu müde darüber zu denken. Dir war ich gewesen, nur dir, wo deine Wimpern mein Verlangen umwebten und ihr Schlag den Staub auf dem Herzen entführte. In deinen Armen war nichts mehr zu wollen, was von Bedeutung wäre; in deinen Armen traf der Himmel aufs Meer.

Und dann:
Hier, im Nachhinein, da spielst du die Stücke der Melancholie wie eine Virtuose, erblüht aus der Furcht nicht mehr zu sehen, was man einst gefunden hat. Deine Lider sind bedeckt vom kühlem Tau des Morgen, eine Nacht wie die andere. Ein Tag, wie der andere. Ein Atmen wie das andere in den dumpfen Mauern der Bedeutungslosigkeit. Wirst du die Augen je wieder öffnen?

Und ich?
Ich mag anders fühlen. Es ist mein größtes Glück; doch zu Zeiten mein Gebrechen.
Ich habe mich verpuppt und verschlossen wie eine Raupe im Kokon der Enthaltenen erzähle ich die Geschichte vom kleinen Schmetterling, der auf Wanderschaft ging.

Das Jahr ist reif geworden

Das Jahr ist reif geworden. Hoch über uns speien die ziehenden Kraniche ihre Rufe. Etwas zaghaft noch, etwas unentschlossen suchen sie den Weg, formieren sich, formieren sich um, fliegen zurück, fliegen vor. Sie kreisen über uns, als wollten sie noch etwas loswerden, ihren Gruß zum Abschied, ein letztes Wort zum Schluss? Vielleicht. Doch sie, sie können wir nicht aufhalten. Wir könnten ihnen ein Schauspiel bieten, eine romantische Komödie, halbherzig umgesetzt, dass sie noch bleiben. Doch sie suchen sich ihren Weg ja doch und schwirren davon, in die Sonne, mit mächtigen Flügelschlägen. Auf und ab. Einfach davon.

Es ist, was du dir für dich gewünscht hattest. Es ist das, was dein Mund mir auf die Lippen schrieb, so ganz bestimmt. Lass sie davon. Doch es darben die Abdrücke, die eine andere mir ließ; die einbrannten auf der Haut; viel bestimmter, viel verlockender, viel wahrer als alles, was du mir mit deinem Munde nur brächtest.
Hier ist ein Weg, düster verzaubert, voll entzückend kreischender Krähen auf den Ästen an ihm entlang. Unter ihnen die Welt voller Staub, Zirkeln, Steine, Splitter. Bäume, die sich auftun dem Unheil einen Schatten zu spenden und Falltüren, die verschlucken, wonach es sie sehnt. Es ist ein Pfad, den du mit deinen zarten Füßen nicht zu gehen vermagst; aber es ist der Pfad zu mir.

Die Krähen bleiben immer, doch die Kraniche ziehen weiter. In der Ferne hört man sie noch in ihr Leben rufen. Mit ihnen zieht die Wärme, das frische Grün, die Düfte und der Blumen feinste Kleider in unseren Händen. Ihre Flügel spielen es, das Lied der sanften Aufkündigung und hinterlassen ein Schlachtfeld aus gewittrigen Winden, das fortan unser Zuhause ist.

Eine Sinfonie.

vom 19. Oktober 2014

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Why would I want them to?

“You’ll get over it…” It’s the clichés that cause the trouble. To lose someone you love is to alter your life for ever. You don’t get over it because “it” is the person you loved. The pain stops, there are new people, but the gap never closes. How could it?
The particularness of someone who mattered enough to grieve over is not made anodyne by death. This hole in my heart is in the shape of you and no-one else can fit it. Why would I want them to?

Written on the Body, Jeanette Winterson

Why would I want them to?