Abgeklärte Misanthropie
Angeregt taumelnder Worte kreisen die Gedanken. Ist das gesellschaftliche Sein schuld am Verlust individuellen Geistes? Muss es diesen nicht sogar bewirken, als Ursprungsquant?
Und führt dieser Konflikt nicht über kurz oder lang zu einer aufdiktierten Identität? Wieviel sind wir dann noch selbst? Bin ich ich? Oder bin ich so gewollt? Bin ich einer solchen Erkenntnis überhaupt befähigt? Oder wäre ich es besser nicht?!
Man habe sich dem gesellschaftlichen Gefüge zu richten, um nicht selbst gerichtet zu werden. Du stellst Dogmen für dein Leben auf, setzt Prioritäten und Erwartungen – das machst du, sagst du. Das glaubst du, sage ich.
Was ist freier Wille, wenn ich meiner Freiheit irre? Wo ist Freiheit, wenn Normen binden? Abweichendes wird höchstens, wissend ob dessen Unmöglichkeit, niedlich belächelt.
Der erste Schrei im Leben ist gewollt, im Zweifel erzwungen. Versuche danach noch einmal zu schreien und sehe, was passiert.
Post-natal beginnt die Verkrüppelung menschlichen Geschlechts, Erziehung einer müden Armee unausgeschöpften, entfremdeten Potentials.
Wir sind auf dem unerbittlichen Rückmarsch geistiger wie körperlicher Fähigkeiten, werden zu Bedienern, statt zu Schaffern. Nein, wir sind geworden, ich war schon immer. Wahrscheinlich auch du.
Identitäts- und Individualverlust, harte Anklage zeitgenössischen Seins – aber Hauptsache PowerPoint, Demokratiestempel und Lächeln funktioniert, der Rest ist ja eh erstmal nebensächlich.