einszueins II
»Du bist eben, siehst Du, ein ganzer, zielbewusster Mensch«, erwiderte Stepan Arkadjewitsch. »Das ist dein Vorzug und dein Mangel. Du bist selbst ein ganzer Charakter und verlangst, daß das ganze Leben aus lauter ganzen, klaren Erscheinungen bestehen soll, das ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall. Du verachtest die öffentliche dienstliche Tätigkeit, weil du verlangst, daß jede Handlung stets dem gesteckten Ziel entsprechen soll, das ist jedoch unmöglich. Du verlangst auch, daß die Tätigkeit des einzelnen Menschen stets ein Ziel haben soll, daß Liebe und Familienleben immer eins sein sollen – das gibt es einfach nicht. Alle Mannigfaltigkeit, aller Reiz, alle Schönheit des Lebens setzt sich aus Schatten und Licht zusammen.«
in: Tolstoj, Anna Karenina