Wo niemand ist, bin ich daheim
Nicht minder, will ich sagen,
ein Schauspiel zaudernder Vergessenheit —-
Du – der Herzschlag meiner Zeilen,
gilt Dir, denn: wo sich Meer zur Sonne neigt,
ist nichts verschwiegen,
ist alles vergeben,
des Worts geliebte Sinfonie,
die sich in zager Kosung reiht.
Und dort;
Lass mich nicht zeigen,
was jeder zeigt,
und doch nicht sieht.
Lass mich nicht sagen,
was jeder sagt
und doch nicht meint.
Lass mich nicht bleiben,
wo jeder bleibt,
und doch nie ist.
Lass mich sehen:
was niemand sieht
will ich erkennen.
Lass mich hören:
was niemand hört
will ich verstehen.
Lass mich sein:
wo niemand ist
bin ich daheim.
vom 5. März 2017
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Du, weißt du...
Du, weißt du, wie ein Rabe schreit?
Und wie die Nacht, erschrocken bleich,
nicht weiß, wohin zu fliehn?
Wie sie verängstigt nicht mehr weiß:
Ist es ihr Reich, ist es nicht ihr Reich,
gehört sie dem Wind oder er ihr,
und sind die Wölfe mit ihrer Gier
nicht zum Zerreißen bereit?Du, weißt du, wie der Wind schrill heult
und wie der Wald, erschrocken bleich,
nicht weiß, wohin zu fliehn?
Wie er verängstigt nicht mehr weiß:
Ist es sein Reich, ist es nicht sein Reich,
gehört er dem Regen oder der Nacht
und ist der Tod, der schauerlich lacht,
nicht sein allerhöchster Herr?Du, weißt du, wie der Regen weint?
Und wie ich geh’, erschrocken bleich,
und nicht weiß, wohin zu fliehn?
Wie ich verängstigt nicht mehr weiß:
Ist es mein Reich, ist es nicht mein Reich,
gehört die Nacht mir, oder ich, gehör’ ich ihr,
und ist mein Mund, so blass und wirr,
nicht der, der wirklich weint?» S. Meerbaum-Eisinger
vom 9. März 2016
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C'est alors qu'apparut le renard.
– Bonjour, dit le renard.
– Bonjour, répondit poliment le petit prince, qui se retourna mais ne vit rien.
– Je suis là, dit la voix, sous le pommier…
– Qui es-tu? dit le petit prince. Tu es bien joli…
– Je suis un renard, dit le renard.
– Viens jouer avec moi, lui proposa le petit prince. Je suis tellement triste…
– Je ne puis pas jouer avec toi, dit le renard. Je ne suis pas apprivoisé.
– Ah! pardon, fit le petit prince.
Mais après réflexion, il ajouta:
– Qu’est-ce que signifie “apprivoiser”?
– Les hommes, dit le renard, ont des fusils et ils chassent. C’est bien gênant! Ils élèvent aussi des poules. C’est leur seul intérêt. Tu cherches des poules?
– Non, dit le petit prince. Je cherche des amis. Qu’est-ce que signifie “apprivoiser”?
– C’est une chose trop oubliée, dit le renard. Ça signifie “créer des liens…”.
– Créer des liens?
– Bien sûr, dit le renard. Tu n’es encore pour moi qu’un petit garçon tout semblable à cent mille petits garçons. Et je n’ai pas besoin de toi. Et tu n’as pas besoin de moi non plus. Je ne suis pour toi qu’un renard semblable à cent mille renards. Mais, si tu m’apprivoises, nous aurons besoin l’un de l’autre. Tu seras pour moi unique au monde. Je serai pour toi unique au monde…» Antoine de Saint-Exupéry, Le Petit Prince
vom 22. Dezember 2015
ich
sagt diese stimme
mein erbstück
mein wortführer
mein lispelnder versucher
mein mönchischer bruder
ich teile deine zelle
die verrückten früchte
deiner hirnschale
ich bin deine hand
dein mund
ich bin da
wenn der kuß fort ist
(dein bißchen glück war immer sprachlos)
ich zimmre dir ein leben
beleg dich rückwärts mit daten
beschönige verschweige
das macht sinn
ich war dein himmelschreiender anfang
deine greisenhafte verweigerung
dein trotziges ja hier bin ich
und ich bin
auf dem rückzug
langsam
unaufhaltsam» Doris Runge
vom 30. August 2015
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Was soll ich die Stunden zählen
Was soll ich die Stunden zählen,
was die Nächte
in denen meine Sehnsucht
meine Neigung zu dir wacht?
Was sollen die Zeiten,
aufgereihte Zahlen,
wenn ich dich denke und
mein Herz,
wenn es dann noch immer lacht?
Warum Gefühl,
das alles bedeutet,
warum ein Klopfen,
durchdringender Bass,
und warum,
ja warum kämpft es,
wenn es das doch gar nicht darf?
vom 4. August 2015
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Ein Wort
Ein Wort, ein Satz –: aus Chiffren steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen,
und alles ballt sich zu ihm hin.Ein Wort – ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstrich –
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich.» Gottfried Benn
vom 24. Juli 2015
Mon cher ami
Als ich die Hand eines Menschen brauchte,
reichte mir jemand seine Pfote …
» unbekannt
vom 24. Juli 2015