[divalent gestrebt, unendlich)

Acht Zeilen, eine Wahrheit

Als ich dich traf,
da sahst du mich.
Als ich dich hielt,
da fielst du nicht.

Ich sage dir, Schöne,
vergiss.mein.nicht,
denn als du mich küsstest,
da liebte ich dich.

Zug um Zug

Dein Augenblick, Dein Dreh-Dich-um,
dunkeltrunkene Knopfpupillen,
brachen Welten, brachen Stille
brachen schließlich meinen Willen.

Zug um Zug, zwei Damen stehen,
auf dem Brett der Trümmer gällt.
hinter uns: ein Spiel gegeben
und vor uns: klafft ein Minenfeld.

Zug um Zug, die Damen schwinden
tänzelnd in die Unterwelt,
mit ihnen gingen ihre Lieben,
und der letzte Stein: er fällt.

Ein letztes Mal Dein Stimmenton,
ein letztes Mal von Dir zu mir;
sag, wann haben wir verloren,
wenn ich Dich noch immer spür’?

Nachträgliches Liebeslied

Ich beginne
zu enden
in deiner Umarmung.

Sei,
ich bitte dich, Liebe,
sei nicht
voreilig,
singe,
um in der Haut
zu bleiben,
schreie, um mir
nah zu sein:

Dieses Feuer
haben wir nicht
zu denken gewagt,
und diese Asche
wollten wir
nie sein.


P. Härtling, Sätze von Liebe

Wenn du je einen Menschen triffst

Wenn du je einen Menschen triffst,
und alles in dir sagt ja;
jede Faser, jede Ader,
jeder Herzton, jeder Blick,
so lass ihn nicht zurück.
Denn was er dir bedeutet,
ist viel mehr als Kurzromanze,
kein bedeutungsloses tête-à-tête;
was er dir bedeutet,
ist dein allergrößtes Glück.

Eine Frage hätte ich dann noch

(PS: Bitte wenden.)

Einst

Einst, wenn der Winter begann,
du hieltest von seinen Schleiern,
den Dämmerdörfern, den Weihern
die Schatten an.

Oder die Städte erglommen
sphinxblau an Schnee und Meer –
wo ist das hingekommen
und keine Wiederkehr.

Alles des Grams, der Gaben
früh her in unser Blut – :
wenn wir gelitten haben,
ist es dann gut?

Gottfried Benn

sieben wunder

lass uns raus,
los raus,
den frühling suchen!
lass uns sieben wunder sein.

lass uns lachen,
lass uns fluchen.
und der rest?
kommt von allein.