[divalent gestrebt, unendlich)

Und wo es sonst so hinführt.

»Ach, was ich weiß, kann jeder wissen - mein Herz habe ich allein.« - Die Leiden des jungen Werther - Am 9. Mai 1772

Impression. Impression. Impression.

wie ein sommergewitter

wie ein sommergewitter
ich weltenflüchte
vor dir und meiner illusion;

verstirbt
wie träume zwischen sand
die wirklichkeit

doch bleibt,
ja
es bleibt

mein puls ganz tief
in einem wellenschlag
zurück.

vom 9. Februar 2014

geteilt: im herz |

Nennen wir es Dialektik des Herzens

Die Intuition sagt: Das hört auf. Irgendwann wirst du eben aufhören zu rennen. Irgendwann wirst du aufhören, dich jeden Tag neuzuerwecken, jeden Tag neuzuerfinden. Jeden Tag die immer selben Steine umzudrehen in der Hoffnung, du hättest etwas übersehen. Einen kleinen Splitter mit den Reflektionen, die deine Welt in die Farben deiner Sehnsucht brechen. Vielleicht. Ein kleines Puzzleteil.
Vielleicht. Dich. Ja, vielleicht.
Das ist Deines. Das ist dein Prozess. Du kannst deinen Kopf schütteln, dich auf den Boden werfen. Du kannst aufstampfen, Purzelbäume schlagen. Immer wieder kannst du das machen und schreien: Nein!
Vielleicht musst du es auch.
Derweil werde ich hier sitzen, hier auf meinem Stern in unserer Nacht, und dir ein ein ja auf die Stirn hauchen, das so zart wie bestimmt jedes deiner Nein! entwaffnet.

was wir bedeuten

am ende zählt nicht,
was wir waren,
was wir sind
und sein werden;
sondern einzig nur
was wir bedeuten.

einzig nur, was wir bedeuten

für immer, habe ich gesagt

Ein Mensch kann dir sein ‘für immer’ geben:
‘Für immer’ werden wir Freunde sein. ‘Für immer’ werden wir wir sein. ‘Für immer’ werde ich morgens neben dir aufwachen und dieses zerknautschte Gesicht suchen, dieses, das so einzigartig an dir ist. ‘Für immer, my love, für immer’.

Wir tätowieren es uns in die Haut, ins Herz, vielleicht sogar in den Kopf und wir glauben daran, du und ich. Weil wir daran glauben müssen. Aber das ‘für immer’ eines Menschen gilt nicht für das ‘Immer’, sondern immer nur für den Moment ‘für immer’. Es ist keine Lüge; es ist die unumkehrbare Widmung des Moments an das Gegenüber, etwas, das dir nie wieder jemand nehmen kann, eine romantische Liebeserklärung, die dir gehört – ich weiß nicht, wieviel schönere Sachen auf der Welt es gibt, aber viele sind es nicht.
In der Logik ist das uns allen klar. ‘Für immer und ewig’ kann kein naturelles Produkt sein, weil wir selbst nicht für die Ewigkeit ausgelegt sind. Doch in der Tragik halten wir daran fest. Du hast doch ‘für immer’ gesagt. Eingewickelt in deiner ‘für immer’-Erinnerung, die dich benebelt und garantie-illusioniert, hüpfst du da auf einem Minenfeld herum und verlierst erst dein linkes Bein, dein rechtes Bein, deine Arme, deinen Bauch – und dann kommt es darauf an: Was muss zuerst daran glauben?
Ist es das Herz? Willst du wirklich wie ein herzloser, verkopfter Irrer herumlaufen, empathielos und radikal?
Oder ist es der Kopf? Verbleibst du als illusionsgesteuerter Werther in einer Traumwelt, in der ‘für immer’ nichts als naive, trotzige Romantik überbleibt, inklusive der Aufkündigung deinerselbst?

In beiden Fällen können wir dir eigentlich gleich die Kugel geben – ich spreche da aus Erfahrung. Gar nicht, weil du willig bist, dich selbst zu zerstören für ein ‘für immer’, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt sein musste; du bist eben blöd (nichts für ungut), aber das wusstest du ja schon (nichts für ungut).
Es geht tiefer: der Zauber einer Liebeserklärung verbleibt, wenn wir sie belassen, wie sie gemeint war. Wenn wir sie akzeptieren und schätzen für das, was sie ist: eine seelennahe Widmung ins Herz, die wir uns irgendwann, irgendwo auf der Kreuzung unserer Wege gaben.

Für immer, habe ich gesagt.
Und es so gemeint.

aus einem sommernachtsbuch, liebesworte

unter umständen sind es diese blicke. diese, kurz bevor das dunkel die welt küsst und deine augen; dich umschließt und nicht mehr loslässt. es sind nur stunden und es fühlt sich für immer an.
ich höre mich in deine welt hauchen, ein letztes mal; wenn du nur sehen könntest, wie sehr mein körper zittert, wie sehr die sommernacht mich frösteln lässt und ich mir nichts sehnlicher wünsche als deine ahnung an mir, du mein balsam;

dann bist du fort.
ich bleibe,
eingerollt in dein gedicht
wo mein hunger
grenzenlos
nach dir ergriffen
und sage:
für dich
ja.

*

du bist so
unglaublich nah
dein gesicht
nur einen herzschlag weit
dein mund
nur ein wort
das ich sanft küsste
nur eine silbe
die mich entführt
auf einem leeren blatt papier.

vom 7. September 2013

geteilt: im herz |

zeichen malte ich

zeichen malte ich
dir auf die haut
in farben nur
das trocknen versäumt.

worte hauchte ich
dir auf dein herz
in tönen nur
vom sprechen geträumt.

worte und zeichen im wind
verweht geküsst
bist du
nur
wo bin ich.

vom 15. August 2013

geteilt: im herz |