[divalent gestrebt, unendlich)

Und wo es sonst so hinführt.

»Ach, was ich weiß, kann jeder wissen - mein Herz habe ich allein.« - Die Leiden des jungen Werther - Am 9. Mai 1772

Impression. Impression. Impression.

ein flügelschlag

einen flügelschlag bist du entfernt und hämmerst deine melodie mir ins ohr, in der nacht dann, wenn alles der ruhe verfallen ist und auch das letzte licht im gegenüber verglimmt.

hallo! hier bin ich, ich bin nackt. ich bin nackt und wehrlos vor dir, merkst du das, merkst du das, merkst du das? küss mich jetzt nicht, sieh hin, wie ich durch das fenster gehe und, siehst du? ich fliege. siehst du? siehst du wie ich fliege?
du brauchst mich nicht halten, du brauchst mich nicht rufen, nicht jetzt, nicht hier. siehst du? siehst du, ich fliege. ich fliege abwärts, ich bin ein früher vogel.

ohne flügel. ich fliege. ich fliege.
ich falle.

vom 2. März 2012

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deine stimme

deine stimme ist heiser geworden von der wortlosigkeit der vergangenen jahre. im blau vergießen sich deine lippen, deine finger und weißtot färbt sich die hand an deiner brust. du sagst du wüsstest.
dass dir ist kalt ist, verraten mir die kleinen fasen unter deiner haut, die sich noch aufstellen als seist du tapfer und bereit auf jeden sturm, der da kommt. auf jedes eis, das sich friert, auf jedes gegen in deinem für. doch dies sind die übrigbleibsel einer langen reise, die nun ohne dich hier ist und vor mir steht und das wie nicht weiß. nicht, was sie jetzt hier will, und von mir. oder kann, oder muss. ich sehe, wie die hand auf deiner brust zu beben beginnt und wie stein auf stein höre ich die alte melodie klimpern, die wir doch nicht und nie mehr hören wollten.
in diesem augenblick beginne ich zu verstehen, wie wenig das wort doch ist und dass es im grunde nichts ist als ein wenig schall zwischen rauch. als die illusion, die wir nicht aufzugeben bereit sind solange wir einfach reden. die wirklichkeit aber sieht anders aus. die wirklichkeit tritt ein, wenn die stille uns umschlägt und kein wort uns kaschiert wie masken es im schauspiel belieben. wenn der schweiß auf der stirn nicht im puder erstickt und augen den ungefälschten ausdruck der seele beanspruchen. dann bist du echt.

den knochenmann hättest du geküsst und hielst ihn in diesen armen. wie ein kind, sagst du, dessen unschuld du nicht loslassen kannst.
wenn mir die worte jetzt kämen.

vom 26. Januar 2012

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notausgang

zwischen all dem, was ich sehe, was doch nicht da ist, und dem, was zu sehen wäre, weil es doch da ist, liegt eine markanz, die verschwimmt und auflöst und diesen kopf verlässt. oder ist es dann doch mehr der kopf, der verlässt, weil sein sinn die eintracht sucht, die da gerade irgendwie hält in dem, was bleibt? ich zeige dir jeden notausgang, jede tür und jede treppe im detail mit seinem wallnussbaumfarbenden floralemblem und doch möchte ich, dass du bleibst. dass du einfach bleibst, ohne je stillstehen zu müssen. dass du meine hand nimmst und nicht zögerst und ganz wortlos mit in diese flut läufst bishin der spiegel sich doch einmal zu verlieren droht. und dann möchte ich, dass du gehst, dass du einfach gehst und dich nie wieder umdrehst.

vom 22. September 2011

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bei jedem dritten ist es fort

Es sitzt auf der Stange und wartet auf seinen nächsten Ton. Dabei schlägt nur jeder zweite voll, und bei jedem dritten ist es fort, sich zu verlieren in treibender See, stranden, aufstehen, finden. Immer will es sich finden und findet nicht mehr als die vergilbte Kruste verbliebener Litanei. Fast wie Elast vebleibt sie, verpuppt sich ihrer Klebrigkeit und hört nie auf, dies Brandmal im verwilderten Feuerkreis.

Das bist du.
Und hier bin ich.

Hier ist meine Hand, nimm sie, halt sie fest, aber schlag sie dir nicht ab. Hier ist ein Licht, ich halte es für dich wo du es brauchst und für mich, weil ich es will und schon gar nicht mehr anders kann.
Hier ist meine Hand, nimm sie, sie ist stark und weich, zart und gezeichnet. Da ist nichts, das ich nicht entbehren kann. Da ist alles, was ich geben kann.
Außer mich.

vom 2. Juni 2011

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und manchmal..

Halte mich nicht und lass nie los. Furchen nebst Schluchten sprießen unter, neben und in diesen Lidern, brechen aus und schenken der Bestie ihre Kontur. Es sei reine Formalität, sie bleckt die Zähne und fasst zu, spaltet Haut und Fett, zerreißt die Sehnen und knackt deine Knochen als wären sie die dünnen und spröden Zahnstocher deiner verhenkten Erdenmahlzeit.

Das alles leugnet das Bild in diesem Spiegel, bandagiert mit einem Morgenstern aus Lachgas. Du schmerzt, Freundin. Du schmerzt hier, hier und dort. Du schmerzt alles und nimmst es hin, als könntest du daran ja nichts ändern. Mit einer entstellten Feder peitscht sich dir die Wundervolle deiner Seele aus dem liebkosten Korpus und du siehst zu, du ersehnst es gar und stellst die Weichen für die formlose Seichte dieses Lebens aus Sex, Egomanie und Verderb.
Die Wulst säumt die gehäuteten Rinnsale und sie zu berühren rammen die Knie sich in die blinden Augenhöhlen, damit du sie noch selbst spröde umsorgen kannst mit diesem vertrockneten Herzschweiß. Diesem, der gewissenhaft deine Hände kreidet und dich die kleinen verräterischen Spuren in deinem Schwarz nie vermeiden lässt.

Manchmal besuche ich meine Bestie und tanze vor diesem Käfig aus kruppigem Stahl, auf und ab tanze ich, und halte ihr die Brocken dieser Seele direkt vor die kristallgespreizten Augen. Ihr verkratztes Kreischen mengt sich mit meinem krankhaft-verspielten Lachen, und formt den unregelmäßigen Chor aus Hoch und Tief.

Und manchmal besucht meine Bestie dann mich.

vom 24. Mai 2011

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frakturenecht

worte suchen, die zu finden nicht reichen. das ist alles und gefühl. ich möchte bauen aus wüsten, im sand der perlen und schön im wunder. hand und fuß zum herz gekreuzt und nicht wissen, dass der hauch deines atems genügt. aber was weiß ich schon besser? und warum dann mehr?

vom 16. Mai 2011

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schatten dieser hand

Menschenreigen, -reihen, Flucht. Sinnentleert danieder, an ihnen und vorbei. Der Geist verlässt in diesem Augenblick und der Körper läuft an den Strippen seines Eindrucks wie das Geflügel nun und eben noch mit Kopf.
Stumm verschrien im kurz und schon verzerrt. Wo bleibst du, Erdens Teppich knüpft sich auch allein, nur gewiss nie so schön. Keine Ampel, kein Schalten, wir bleiben gleich im fünften, und wenn wir kreisen? Du hebst die Flügel, spürst den Auftrieb und schlägst mich nieder. Jetzt liege ich hier und der Exzess weint sich vom Kern, da sind tausend Klänge und gleichdumpf. Tausend Düfte, Frühlingsspiel und so lebendig. Ausgehaucht und eingehaucht, nur, wann darf ich wieder atmen?

Die Narbe ist noch immer taub und sie trägt deinen Namen, aber sie hört ja nichts und verirrt sich in der wunden Blässe wie ich mich verirre in diesem Nistgarten voll Ranken, Wurzelspitzen und Odem. Ich gehe schlafen und nehme die Jacke, doch anlügen würde ich dich nie.
Da ist ein Schatten dieser Hand, bandagiert und regungslos fixiert, gebrochen und entstellt. Ich möchte nicht, dass du ihn erkennst und sagst, was nie war. Ein paar Stunden noch gibt Nyx ihr Schattenspiel im Überall dieser Stadt, darum erzähl doch lieber was ist, kehre ein und lass bitte nie los.

vom 14. Mai 2011

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