Das Meer atmet einen entrückten Sinus, gleichmäßig, doch mit Aussetzern schlägt es auf und ab. Ordentlich und ein wenig lichtverspielt an der Oberfläche spiegelt es was es sieht, undurchsichtig eigensinnig wird es darunter. Dort, wo wir es nicht sehen.
An ihm steht das Chaos, ein ebenso gleichmäßiger Herzschlag mit Aussetzern, und Du – Du stehst still lächelnd schön da mit Deinen Grübchen, die Wellen schlagen, ganz so, als hätte man einen Stein ins Meer geworfen: nur ist das Meer ein Mensch, bin ich ein Meer in diesen Momenten – eines, das Dein Lächeln auffängt und es spiegelt, weil auch ich dann lächeln muss, und es verschlingt und bewahrt, dort, wo Du es nicht siehst. Das ist ein wenig traurig, weil es doch Deines ist und ein wenig schön, weil es dann zu meinem wird.
Es ist wie mit dem Abdruck unserer Fußspuren im Sand: wir setzen sie, das Meer nimmt sie und lässt manchmal im Austausch etwas da, eine Muschel vielleicht. Für uns sind die Fußspuren dann nicht mehr, der Sand geglättet, ganz so als wären wir nie dagewesen. Das ist die Vergänglichkeit des Offensichtlichen. Doch sie ist nur eine Illusion. Denn das Offensichtliche wird nur fortgetragen aus unserem Sichtfeld, fort auf eine Reise durch die Tiefe, die uns einst gebar. Die Abdrücke unserer Spuren, so wie Du neben mir liefst, vor oder hinter mir, sind dann Teil einer Welt, die das Auge nicht mehr erkennt, doch als kleine Wirbel setzen wir unsere Reise fort in eine andere Ebene der Wahrnehmung, die nicht viel mehr als Fantasie und Gefühl, doch damit wahrscheinlich schon alles ist.
Ganz ähnlich ist das mit Deinem Lächeln.
]]>Ich stand also da und fragte mich in einem dieser schwachen Momente, ob das das Richtige war. Diese Frage aber macht keinen Sinn, sie ist viel zu oft nicht relevant und lässt der Vergangenheit mehr Macht, als ihr gehören darf. Nein. Die Entscheidung ist getroffen und wir müssen nicht fragen, ob sie richtig war, oder ich. Wir müssen einfach alles dafür tun, dass sie zur Richtigen wird.
]]>Echte Bildung ist nicht Bildung zu irgendeinem Zwecke, sondern sie hat, wie jedes Streben nach dem Vollkommenen, ihren Sinn in sich selbst. So wie das Streben nach körperlicher Kraft, Gewandtheit und Schönheit nicht irgendeinen Endzweck hat, etwa den, uns reich, berühmt und mächtig zu machen, sondern seinen Lohn in sich selbst trägt, indem es unser Lebensgefühl und unser Selbstvertrauen steigert, indem es uns froher und glücklicher macht und uns ein höheres Gefühl von Sicherheit und Gesundheit gibt, ebenso ist auch das Streben nach »Bildung«, das heißt nach geistiger und seelischer Vervollkommnung, nicht ein mühsamer Weg zu irgendwelchen begrenzten Zielen, sondern ein beglückendes und stärkendes Erweitern unseres Bewußtseins, eine Bereicherung unserer Lebens- und Glücksmöglichkeiten. Darum ist echte Bildung, ebenso wie echte Körperkultur, Erfüllung und Antrieb zugleich, ist überall am Ziele und bleibt doch nirgends rasten, ist ein Unterwegssein im Unendlichen, ein Mitschwingen im Universum, ein Mitleben im Zeitlosen. Ihr Ziel ist nicht Steigerung einzelner Fähigkeiten und Leistungen, sondern sie hilft uns, unserem Leben einen Sinn zu geben, die Vergangenheit zu deuten, der Zukunft in furchtloser Bereitschaft offenzustehen.
Hermann Hesse, Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
]]>[…]
]]>Mit Blaupausenpapier sitze ich vor meinem Kopf und schreibe es ab, als wäre es ein Buch voller Weisheiten. Ich muss lachen. Es sind jene, die wir anderen gern an die Stirn schleudern, wenn wir dann eben auch nicht mehr weiter wissen und jene, mit denen wir gerne die Kalenderblätter schmücken, als hätten wir das wirklich verstanden, also das mit dem Leben, meine ich.
Ich glaube wir tun dies, damit wir sie nicht länger halten müssen. Es sind dieselben, die wir nie so leben wie wir sie leben sollten (wollten?, könnten?), zumindest stellen wir das fest, dann in diesen Minuten und Stunden der Stille, in denen wir nur wir sind. Die friedliche Koexistenz des Seins und der Bewusstwerdung ist irreal – also veräußern wir, was dem Bild des Seins nicht standhält, verpacken es in banale Weisheiten und feuern sie auf die Menschheit. Eine fadenscheinige Angelegenheit..
Es ist absurd anzunehmen, die Komplexität des Lebens, des Fühlens, des Denkens, des Entscheidens, des Handelns und des Glaubens, dies lasse sich in einem kleinen Satz (auf)lösen, ohne dass es eine andere Lebensmatrix tangiere. Es ist absurd anzunehmen, man könne plumpe, vielleicht schöngeistig geschriebene, aber dennoch plumpe Weisheiten auf sein Leben anwenden und sein Verhalten damit erklären oder gar rechtfertigen. Die Erklärung für unser Handeln liegt in unserem Fühlen, unserem Denken, unserem Entscheiden und Glauben, es liegt in unseren Erfahrungen und Werten – es liegt in uns als unser ureigenes Wesen und nicht im abgewrackten Motto vom 15. Januar, das ja nun echt viel zu schade war, um es wegzuschmeißen.
Das wirklich bemerkenswerte daran ist: niemand hat es wirklich verstanden, das Leben, meine ich. Ich nicht, du nicht, und schon gar nicht irgendeine Kalenderblattphrase.
Auf dem Weg zu uns werden wir uns ja doch nicht erreichen. Auch wenn ich diese Erkenntnis nicht ohne Melancholie niederbringen kann, so bedeutet sie mir doch die Gewissheit des Lebens und dessen, dass ich bin und bleibe. Der Weg zu uns ist einzig beschrieben von unserer Entwicklung, die bekanntlich nie aufhört und die wir als Unikat verstehen dürfen, solange wir sie leben lassen.
]]>Für die Vernunft und Logik gibt das Leben weder Anlaß zur Freude noch zur Trauer. Wohl aber können wir den Wert, das Leben und den Sinn unserer »Stimmungen« tüchtig verderben, wenn wir sie alle der Vernunft unterstellen wollen.
Man sieht es am besten am Beispiel der Liebe. Wer hat je aus Vernunft oder aus Willen geliebt? Nein, die Liebe erleidet man, aber je hingegebener man sie leidet, desto stärker macht sie uns.[…] [Mit ihr] ist es geradeso wie mit der Kunst: wer nur das Größte zu lieben vermag, der ist ärmer und geringer, als wer am Kleinsten aufglühen kann.
Es ist wunderlich mit der Liebe, auch in der Kunst. Sie vermag, was alle Bildung, aller Intellekt, alle Kritik nicht vermag, sie verbindet das Fernste, stellt das Älteste und Neueste nebeneinander. Sie überwindet die Zeit, indem sie alles aufs eigene Zentrum bezieht. Sie allein gibt Sicherheit, sie allein hat recht, weil sie nicht recht haben will.Hermann Hesse
]]>Liebe muß nicht bitten, auch nicht fordern. Liebe muß die Kraft haben, in sich selbst zur Gewißheit zu kommen. Dann wird sie nicht mehr gezogen, sondern zieht.
Hermann Hesse